Oxidationsoberflächen für Tonfiguren
(von Roland Moroff)

Ich war auf der Suche nach einer Veredelung der Oberflächen von gebrannten Tonfiguren, dabei stieß ich auf „Oxido“ von der Fa. Boesner. Die Anwendung ist relativ einfach: Man kann die gebrannte Tonfigur kurz unter einen Wasserhahn halten, weil der Oxidationsprozess länger anhält, wenn noch Wasser im Ton gespeichert ist. Dann streicht man den Eisengrund mit einem Pinsel zuerst dünn auf die Figur und nach 2, 3 Minuten noch mal gleichmäßig auf die ganze Figur. Man lässt die angestrichene Figur etwa eine Stunde antrocknen (bessere Ergebnisse gibt es, wenn die Farbe noch nicht vollkommen trocken ist). Anschließend streicht man eines (oder auch mehrere) der sieben Oxidationsmittel auf die Figur und während der nächsten Stunden wird das Eisen oxidiert. Man kann den Oxidationsprozess noch einmal anfeuern, indem man die Figur mit einem Wasserzerstäuber besprüht. Um den Oxidationsprozess zu stoppen, kann man einen speziellen Lack (auch bei Boesner erhältlich) auftragen, meiner Meinung nach verändert das aber die Oberflächenstruktur zu stark.

Die besten Ergebnisse erzielt man mit dem Eisengrund, finde ich, es gibt aber noch andere Metallgründe zur Auswahl. Vertiefungen im Ton werden durch das Anmalen teilweise gefüllt, es bleiben aber die meisten Details gut erhalten (ähnlich einem Anstrich mit Dispersionsfarbe). Man kann auf diese Weise also auch etwas korrigieren bei nicht so gut gelungene Oberflächen.

weißer Ton gebrannt
mit zwei verschiedenen Oxidationsmitteln bemalt
   

Entdeckung

Ganz nebenbei machte ich eine für mich interessante Entdeckung: Je dunkler eine Figur ist, desto mehr tritt die Gesamtform in den Vordergrund, d.h. auch desto weniger achtet man auf Details (und Fehler), das gilt sogar für die Proportionen.
So sahen etwas unproportionierte Figuren mit einer dunklen Oxidationsoberfläche wesentlich besser aus als vorher mit heller Oberfläche.
Vielleicht sind auch deshalb umgekehrt viele Meisterwerke der Bildhauerei aus weißem Marmor, weil dadurch jedes Detail in seiner Form sichtbar wird – besonders die dunklen Schatten auf weißem Marmor zeigen erst die ganze Meisterschaft dieser außergewöhnlichen Künstler, wie Michelangelo, Rodin u.a.
 

 

Beschreibung von Boesner:

Oxido Oxidationsmedium gibt es in sieben verschiedenen Reaktionsvarianten. Alle Oxidationsmedien funktionieren auf Oxido Eisengrund und den Oxido Metallgründen und rufen unterschiedliche Farbreaktionen hervor (s. Tabelle). Die Oxidationsmittel wurden so entwickelt, dass damit auch alle anderen Metallflächen, von rohem Eisen bis hin zu Messing, Bronze, Kupfer sowie Metallfolien (z.B. Schlag- und Blattmetall) perfekt oxidiert werden können. Erhältlich in sieben Farbvarianten, jeweils in 125 ml-Dosen und 250 ml-Flaschen.

Mit Oxido lassen sich Rost und Patina schnell und einfach auch auf Papier, Holz, Stein oder anderen Materialien erzeugen: Untergrund vorbereiten, im Anschluss zunächst Metallgrundierung, dann Oxidationsmittel auftragen und abschließend fixieren oder versiegeln.  

„Liegende Frau, abstrahiert“ (Tonskulptur, Oberfläche: Eisengrund mit Oxidationsmittel Nr.7)